Der Hamburger Hochbunker am Heiligengeistfeld
In diesem Artikel
- Ein beeindruckendes Bauwerk aus der NS-Zeit
- Eine Vision der Veränderung: Vom Betonklotz zur grünen Oase
- Zusammenarbeit mit Architekten für ein nachhaltiges Projekt
- Ein Bunker, der Raum schafft: Hotel, Restaurant und Veranstaltungsort
- Grüne Flächen mitten in der Stadt
- Eine Symbiose aus Vergangenheit und Zukunft
Ein beeindruckendes Bauwerk aus der NS-Zeit
Der Hochbunker am Heiligengeistfeld im Hamburger Stadtteil St. Pauli, erbaut in den Jahren 1942/1943, beeindruckt mit seiner imposanten Grundfläche von 70 x 70 Metern, einer Höhe von etwa 40 Metern und bis zu 3,8 Meter dicken Wänden. Er zählt zu den größten seiner Art. Über 25.000 Menschen fanden hier während des Zweiten Weltkriegs Schutz vor den Luftangriffen der Alliierten. Auch nach dem Krieg blieb der Bunker ein ständiger Bestandteil des Stadtbildes und wurde lange Zeit für andere Zwecke genutzt, etwa als Medien- und Musik-Bunker.
Das Ziel des Projekts war es, den Bunker in ein modernes, multifunktionales Gebäude zu transformieren. Geplant war die Schaffung von Raum für Kultur, Veranstaltungen und Gastronomie sowie ein spektakulärer Dachgarten mit Blick über die Stadt. Mit diesem Projekt sollte der Hochbunker nicht nur architektonisch aufgewertet, sondern auch zu einem neuen kulturellen Treffpunkt im Hamburger Stadtteil St. Pauli werden.
Ähnliche Projekte
Der
Bunker im Kölner Stadtteil Kalk wurde während des Zweiten Weltkriegs errichtet und steht heute unter Denkmalschutz. Er hat sich zu einem beliebten Veranstaltungsort für Konzerte, Ausstellungen und kulturelle Events entwickelt. Der Fokus liegt dabei auf der Verbindung von Geschichte und Moderne, da die ursprüngliche Struktur des Bunkers weitgehend erhalten blieb. Dieses Projekt zeigt, wie ein einstiges Kriegsbauwerk zu einem kulturellen Mittelpunkt werden kann, ohne seine historische Bedeutung zu verlieren.
Eine Vision der Veränderung: Vom Betonklotz zur grünen Oase
Vor elf Jahren begann der Hamburger Unternehmer Mathias Müller-Using, bekannt für seine innovativen Stadtplanungsprojekte, seine Vision für den Bunker zu verwirklichen: den Erhalt und Schutz des Bauwerks und gleichzeitig eine Umgestaltung zu einem begrünten Gebäude. Sein Konzept sah vor, eine öffentlich begehbare Rampe um das Gebäude zu errichten, die sich bis in eine Höhe von 60 Metern windet. Inspiriert wurde er dabei von Oscar Niemeyers Museu de Arte Contemporânea de Niterói und der High Line in New York. Diese Idee, der massiven Architektur Leben einzuhauchen, stieß anfangs auf Skepsis, doch die Umsetzung zeigte, dass auch städtische Monumente eine zweite, grüne Chance verdienen können. Die Vision stand für mehr als nur eine architektonische Aufwertung – sie war Ausdruck eines nachhaltigen städtischen Wandels.
Zusammenarbeit mit Architekten für ein nachhaltiges Projekt
Zusammen mit den Architekten Tim Schierwater, Michael Kuhn und den INTERPOL Studios plante Müller-Using ab 2013 die Begrünung und Aufstockung des Bunkers sowie den Bau eines Dachparks. Das Ziel war es, aus dem einstigen Flak-Bunker einen Ort der Begegnung und des Lebens zu schaffen, der sowohl historischen Wert bewahrt als auch zukunftsweisende, nachhaltige Nutzungsmöglichkeiten bietet. Die Architekten setzten dabei auf eine harmonische Verbindung von Natur und Beton, wodurch ein einzigartiges urbanes Grünprojekt entstand. Insbesondere der Dachpark stellte dabei eine besondere Herausforderung dar, da er auf einer solch massiven Struktur in dieser Form noch nie umgesetzt wurde. Mit der grünen Rampe und den begrünten Dachflächen wurde der Bunker zu einem Vorzeigeprojekt für nachhaltige Stadterneuerung.
Ein Bunker, der Raum schafft: Hotel, Restaurant und Veranstaltungsort
Restaurant La Salsa des Hamburger Hochbunkers ©RIMC
Die Umgestaltung des Flak-Bunkers schuf Platz für ein Hotel mit 134 Zimmern, ein Restaurant (La Salsa), eine Bar (Karo & Paul), ein Café (Constant Grind), Stadtteilräume und eine Veranstaltungshalle für 2.200 Menschen. Teile des alten Bunkers wurden als Erinnerungsorte gestaltet, um an die Zwangsarbeiter und Flakhelfer der NS-Zeit zu erinnern. Der Hotelkomplex bietet nicht nur eine atemberaubende Aussicht über Hamburg, sondern auch die einmalige Möglichkeit, in einem geschichtsträchtigen Gebäude zu übernachten. Die Veranstaltungshalle und die Stadtteilräume bieten Platz für Konzerte, Ausstellungen und weitere Events, was den Bunker zu einem wichtigen kulturellen Treffpunkt in Hamburg macht.
Grüne Flächen mitten in der Stadt
Die begrünten Flächen, darunter Gemüsebeete, eine grüne Rampe und eine Wiese auf dem Dach, haben aus dem einst abweisenden Bauwerk eine grüne Oase inmitten der Stadt gemacht. Diese Transformation verbindet auf einzigartige Weise Architektur, Stadtplanung und Nachhaltigkeit. Der Stadtteilverein Hilldegarden e.V. unterstützte dieses Projekt, das der breiten Öffentlichkeit Zugang bietet und einen neuen Lebensraum mit außergewöhnlichen Qualitäten schafft. Besonders die Gemüsebeete und die Wiese auf dem Dach zeigen, wie wichtig städtische Grünflächen für die Verbesserung des Mikroklimas und die Lebensqualität sind. Das Projekt bietet zudem Raum für Urban Gardening, bei dem Anwohner aktiv an der Pflege der Pflanzen teilnehmen können. Der Bunker steht heute symbolisch für die erfolgreiche Umgestaltung von Betonwüsten in lebendige, grüne Stadtoasen.
Grüne Architektur im polisMOBILITY-Magazin
Grüne Architektur und nachhaltiges Bauen spielen auch bei der
polisMOBILITY eine Schlüsselrolle. Die Konzepte einer Schaffung umweltfreundlicher und lebenswerter Städte, wie die
Initiative #KIEZBLOCKS , reduzieren den ökologischen Fußabdruck von Gebäuden und integrieren natürliche Elemente wie grüne, entsiegelte Fußgängerzonen und begrünte Fassaden. Für weitere Einblicke in nachhaltige Stadtentwicklungen und Mobilitätslösungen, wirf einen Blick in die spannenden Artikel unseres Magazins.
Eine Symbiose aus Vergangenheit und Zukunft
Mit diesem Umbau wird der Hochbunker am Heiligengeistfeld zu einem Symbol für den Umgang mit Kriegsarchitektur und für die Schaffung nachhaltiger, urbaner Lebensräume. Der Bunker erinnert an die düsteren Zeiten des Zweiten Weltkriegs, doch die heutige Nutzung zeigt, wie sich ein Bauwerk aus einer schwierigen Vergangenheit in ein Zeichen der Erneuerung verwandeln kann und so eine Möglichkeit für eine klimafreundliche Zukunft darstellt. Besucher können die Geschichte des Ortes verstehen, während sie gleichzeitig die grüne Umgebung genießen. Diese Symbiose aus Erinnerung und Zukunft macht den Bunker zu einem einzigartigen Ort, der nicht nur ein Kapitel deutscher Geschichte widerspiegelt, sondern auch die Chancen der städtischen Erneuerung und Nachhaltigkeit aufzeigt. Damit dient der Bunker als Vorbild für den nachhaltigen Umgang mit architektonischen Überresten vergangener Zeiten.
Autorin
Janina Zogass
Themen der Messe
Wir stellen eine nachhaltige Verkehrswende ins Zentrum. Entdecken Sie, welche Themen dabei im Fokus sind.
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