Die Batterie in den eSleds
Elektrische Schneemobile sind umweltfreundlich und leise, doch der Einsatz bei Temperaturen von bis zu minus 40 Grad Celsius, kombiniert mit Schnee und Feuchtigkeit, stellt hohe Anforderungen an die Batterie. Sie kann nicht nur Leistung einbüßen, sondern altert auch schneller. Um diesem Problem entgegenzuwirken, setzt Aurora Powertrains für sein Schneemobil eSled auf die Pouch-Zellen von Farasis Energy.
In Lappland, wo klirrende Kälte und schneeweiße Landschaften jedes Jahr Millionen von Tourist:innen anziehen, lässt sich die Gegend gut mit Schneemobilen erkunden. Für diesen Einsatz hat das Unternehmen Aurora Powertrains mit Sitz in Rovaniemi, der Hauptstadt der finnischen Region Lappland, das Modell eSled entwickelt. Matti Autioniemi, Gründer und CEO von Aurora Powertrains, war sich schnell bewusst, dass eine Batterie, die unter diesen Bedingungen zuverlässig funktioniert, nicht einfach zu finden ist. Daher entschied das Unternehmen, ein eigenes Batteriemodul zu entwickeln, das den speziellen Anforderungen gerecht wird. „Wir wussten von Anfang an, dass wir ein maßgeschneidertes Modul benötigen, das den begrenzten Platz in einem Schneemobil optimal nutzt und den extremen Umwelteinflüssen standhält", erklärt Autioniemi.
Eckig statt zylindrisch: Die Wahl der Batteriezellen
Bei der Suche nach den passenden Batteriezellen stellte sich heraus, dass zylindrische Zellen, obwohl sie in hoher Qualität erhältlich sind, für den Einbau in einem Schneemobil nicht geeignet sind. Sie haben eine zu kleine Oberfläche, um Wärme schnell und effizient abzuleiten. Um die Leistungsanforderungen zu erfüllen, musste der begrenzte Raum optimal genutzt und eine hohe Energiedichte erreicht werden. Zudem musste die Batterietechnik Nässe, Kälte und Erschütterungen standhalten. Die Schneemobile waren entweder im Tour-Einsatz in den Winterlandschaften von Lappland unterwegs oder wurden aufgeladen. Aufgrund der Beanspruchung im Gelände war eine Kühlung der Batterietechnik trotz der niedrigen Außentemperaturen erforderlich.
Daher musste eine andere Lösung gefunden werden. Gesucht wurden kompakte Zellen mit hoher Lebensdauer, Temperaturbeständigkeit und hoher Energiedichte. Aurora Powertrains hat sich für die Verwendung der unidirektionalen P32 Pouch-Zellen entschieden. Diese Zellen haben eine rechteckige Form und können sich optimal im begrenzten Bauraum ausdehnen. Die größte Batterievariante des eSleds besteht aus sechs Modulen und hat eine Energiekapazität von 21 Kilowattstunden. Dadurch ist eine Reichweite von etwa 100 Kilometern möglich. Die Verwendung von zylindrischen oder prismatischen Zellen hätte diese Werte in den Prototypen nicht erreicht.
Ein weiterer Vorteil für Aurora Powertrains war, dass ihre eigene Lösung für das thermische Management verwendet werden konnte. Dadurch ist ein reibungsloser Betrieb bei Temperaturen von bis zu -40 °C möglich. Ein aktiver Flüssigkeitskreislauf gleicht Temperaturunterschiede innerhalb des Moduls aus. Zusätzlich wurden Heizfolien am Boden integriert, um die Zellen auf optimale 25°C vorzuheizen. Obwohl Touristengruppen bei den Touren in der Regel nicht mehr als 25 Kilometer zurücklegen und insgesamt etwa 3 Stunden unterwegs sind, bietet die hohe Energiedichte und die damit verbundene maximale Reichweite von 100 Kilometern eine ausreichende Sicherheitsreserve in abgelegenen Gegenden Lapplands.
Die Zukunft der eSleds
Bis 2025 will Aurora Powertrains 600 eSleds vom Band rollen lassen. Die flüsterleisen Schneemobile öffnen Türen zu empfindlichen Gebieten wie Nationalparks und verwandeln touristische Ausflüge in emissionsfreie Abenteuer. "Stellen Sie sich vor, Sie gleiten durch die atemberaubende Landschaft des hohen Nordens, lauschen den Erklärungen des Tour-Guides, beobachten ungestört die Tierwelt und hinterlassen dabei keinen ökologischen Fußabdruck. Das ist die Magie der elektrisch angetriebenen Schneemobile", schwärmt Matti Autioniemi. Obwohl die umweltfreundliche Alternative im Tourismussektor alle Erwartungen erfüllt, gibt es noch Herausforderungen auf dem Weg zu einer vollständig elektrischen Zukunft. In den nächsten fünf bis zehn Jahren muss die Technologie weiter vorangetrieben werden, um spezielle Schneemobile für den Einsatz im Tiefschnee oder im Rennsport durch eine elektrische Variante ersetzen zu können.
Autorin
Janina Zogass