Europäische Städte verschärfen Spielregeln für E-Scooter-Verleiher
Brüssel: Letzte Chance mit Dropzones
Schon im Mai 2022 hatte die Hauptstadtregion Brüssel verkündet, die Anzahl der Leih-E-Scooter drastisch zu senken, von über 20.000 Rollern auf 8.000. Mit Spannung blickte die Branche auf das Ergebnis der Ausschreibung, bei der nur noch zwei statt neun Anbieter gesucht wurden. Am 22. Dezember erhielten Bolt und Dott den Zuschlag. Sie werden nun für drei Jahre die E-Scooter-Leihsysteme betreiben, andere Unternehmen (Felyx, GO Sharing, Tier und Pony) waren bei den Bike- und Rollersharing-Angeboten erfolgreich. Ab Februar 2024 sind in der Region neben den 8.000 Rollern Sharing-Flotten mit 7.500 Fahrrädern, 300 Lastenrädern und 600 Rollern zugelassen.
Gleichzeitig soll das Parken auf Gehwegen verbessert werden: Das Abstellen der Roller wird auf 1.500 sogenannte „Dropzones“ beschränkt. Diese richtete die Verwaltung zunächst in elf der 19 Gemeinden der Hauptstadtregion ein, die zusammen knapp ein Drittel der Metropolregion abdecken. In den übrigen Bereichen werden die Parkzonen zunächst nur virtuell angeordnet und sollen im Laufe des Sommers markiert werden.
Belgische Medien bezeichneten die Verschärfung als „letzte Chance“ für die E-Roller in Brüssel. Die grüne Mobilitätsministerin Elke Van den Brandt drohte schon im letzten Frühjahr mit einem Komplettverbot für Leih-Tretroller, wenn die Probleme anhielten. Im Jahr 2022 hatte Paris als erste europäische Großstadt den Verleih von E-Scootern verboten.
Barcelona: Strikte Regeln für E-Scooter
In Barcelona wird ebenfalls intensiv an der Regulierung der E-Scooter gearbeitet, um den Verkehr in der Stadt zu ordnen und die Sicherheit zu gewährleisten. Die Stadt hat eine der striktesten Regelungen Europas eingeführt. Bereits seit 2021 dürfen E-Scooter nur noch in speziellen Parkzonen abgestellt werden. Das Abstellen auf Gehwegen ist strikt verboten, um Fußgänger und insbesondere Menschen mit Behinderungen zu schützen. Zusätzlich wurde in Barcelona ein umfassendes Netzwerk von Fahrrad- und Scooterwegen etabliert, das es den Nutzern ermöglicht, sich sicherer und geordneter durch die Stadt zu bewegen.
Auch in Deutschland werden immer neue Ansätze zur Optimierung der individuellen Mobilität in Städten getestet. Ein interessanter Ansatz hierbei sind die sogenannten Mobilitätsstationen. Was es damit auf sich hat und wo diese Stationen bereits heute zu finden sind, lesen Sie in unserem Artikel "Alles an seinem Platz" .
Superblocks in Barcelona: Mehr Raum für nachhaltige Mobilität und Lebensqualität
Ein weiteres innovatives Konzept, das Barcelona verfolgt, ist die Einführung von sogenannten
Superblocks . Diese städtischen Zonen reduzieren den Durchgangsverkehr erheblich und schaffen mehr Raum für Fußgänger, Radfahrer und Scooter-Nutzer. Innerhalb dieser Superblocks wird der motorisierte Verkehr auf ein Minimum reduziert, was zu einer höheren Lebensqualität und weniger Lärmbelästigung führt. Gleichzeitig können E-Scooter in diesen Bereichen weiterhin als effiziente Mobilitätsoption genutzt werden, jedoch unter strikter Beachtung der geltenden Vorschriften.
Berlin: Kontrollen und Datenplattform
Auch in Berlin kündigte die Senatsverwaltung im November 2023 an, den Scooter-Verleih stärker zu regulieren. Sie reduzierte die Anzahl der erlaubten Free-Floating-Leihroller innerhalb des S-Bahn-Rings von 25.000 auf 19.000, und verpflichtete die vier in Berlin aktiven Marken Bolt, Lime, Voi und Tier, ihre Nutzungsdaten auf einer Plattform zu teilen. Außerdem müssen sie gefährlich abgestellte Roller beseitigen und die Situation kontrollieren. Die Roller-Anbieter hatten im Herbst begonnen, mit Fußpatrouillen und besseren Nutzungsanleitungen auf Probleme zu reagieren. Irritiert reagierten die Anbieter allerdings auf die Ankündigung, dass die Verwaltung schon im Sommer die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge weiter senken könnte, wenn „keine spürbare Verbesserung der Ordnung auf Gehwegen“ zu erkennen sei. „Mikromobilität gehört zu einem modernen Verkehrs-Angebot, allerdings muss das für alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer geordnet und möglichst sicher sein,“ betonte die zuständige Senatorin Manja Schreiner von der CDU in der Pressemitteilung.
Das Abstellen der Roller ist in Berlin – wie auch bei Fahrrädern – überall zulässig, solange niemand behindert wird. Zusätzlich hat die Verwaltung Parkverbotszonen ausgewiesen, die nun noch einmal ausgeweitet wurden. Für die Zukunft soll der Nutzungsbedarf an E-Scootern mit Hilfe der Datenplattform von Vianova ermittelt werden. Die aktuellen Sondernutzungserlaubnisse für die Leihroller gelten bis Ende März 2025.
Schwerpunkte der polisMOBILITY
Die polisMOBILITY vereint die zentralen Themen der urbanen Mobilität und nachhaltigen Stadtentwicklung. Sie bietet eine Plattform, auf der innovative Lösungen und Konzepte für die Mobilitätswende präsentiert und diskutiert werden. Im Mittelpunkt stehen dabei die urbane Antriebs- und Energiewende, die kommunale Mobilitätswende sowie der ÖPNV und Mobilitätsdienstleistungen. Die Messe beleuchtet, wie technologische Innovationen und neue Mobilitätsansätze zur Transformation der Städte beitragen und eine nachhaltige Zukunft gestalten. Eine Übersicht über die Themenschwerpunkte finden Sie hier .
Autor
Jan Klein