Mobilität in der Quartiersentwicklung
Im Hinblick auf die Mobilitätswende stellt sich neben der technischen Umsetzung auch die Frage nach der entsprechenden Organisation. Wie kann ein zukunftsfähiges und multimodales Verkehrssystem sowohl auf der übergeordneten, planerischen Ebene als auch auf der praktischen und alltäglichen koordiniert werden? Mobility-Hubs, die insbesondere im Rahmen neuer Quartiersentwicklungen mitgedacht werden, können hier die zukunftsweisende Antwort sein.
Mobilität in der Quartiersentwicklung
Im Rahmen neu entstehender Quartiere ist der integrative Umgang mit Mobilität eine komplexe Herausforderung, die faszinierende Potenziale birgt. Ein meist großräumliches Gebiet wird von Grund auf neu konzeptioniert und bietet flexiblen Spielraum, auch die Weichen der Mobilität in Richtung Zukunft zu stellen. Doch auch, wenn im Rahmen der Planung nach zukunftsweisenden Richtlinien agiert wurde, bleibt weiterhin offen, ob die künftigen Akteure diese annehmen und in ihren Alltag integrieren werden. Mobility-Hubs fungieren als Wegbereiter von einer auto- zu einer menschengerechten Stadt.
Knotenpunkte der Mobilität
Als zentrale Bündelungsorte bilden Mobility-Hubs die Ausgangs- und Destinationspunkte multi- und intermodaler Fortbewegung. Konkret bedeutet dies die Bereitstellung von Car-Sharing-Angeboten, ÖPNV-Verbindungen, Fahrradstellplätzen, Elektroladestationen usw. Den kreativen Möglichkeiten, nachhaltige Mobilität zu realisieren, sind keine Grenzen gesetzt. Die effiziente Zusammenführung dieser Möglichkeiten, der Kerngedanke von Mobility-Hubs, erleichtert den flexiblen Umstieg auf alternative Fortbewegungsmittel.
Gesellschaftlicher Mehrwert
Die Funktion eines Mobility-Hubs übersteigt jedoch die rein organisatorische Ebene. Als Ort der Begegnung und Quartierstreffpunkt spiegelt sich die hohe Frequentierung durch Mobilität auch in der Öffentlichkeit des Ortes selbst wider. Somit sind städtebauliche Rahmenpläne und die architektonische Umsetzung der Hubs zumeist von expliziter Aufenthaltsqualität und sozialer Aneignung geprägt. Häufig sind die Hubs im räumlichen Kontext eines sozialen, kulturellen, religiösen oder sonstigen Zentrums und eines dazugehörigen Freiraums konzipiert, um dem Ort einen integrativen Charakter zu geben. Im Zusammenhang mit einem solchen Treffpunkt liegt es nahe, sich mit der Thematik der Mobilität auseinanderzusetzen und die Ausrichtung des Gebäudes auf nachhaltige Fortbewegungsmöglichkeiten in einen anregenden Diskurs zu übersetzen. Die Funktion der Hubs animiert dazu, das eigene Verhalten zu hinterfragen und im Hinblick auf nachhaltige Bestrebungen mit den Nachbarn zu diskutieren.
Am Beispiel des Lindgens-Areals in Köln-Mülheim lässt sich die Qualität einer ganzheitlichen Quartiersentwicklung, die Wert auf nachhaltige Mobilität und ökologische Energieversorgung legt, verdeutlichen. In Kooperation mit der RheinEnergie realisiert die Lindgens & Söhne GmbH & Co. als Eigentümerin ein zukunftsweisendes Pionierprojekt auf einem historischen Industriegelände. Das neue Quartier am Mülheimer Hafen wird künftig in Altbestand sowie Neubau Raum für Wohn- und Gewerbenutzungen bereithalten. Um das Gebiet optimal in das Kölner Verkehrsnetz zu integrieren, wurde besonderes Augenmerk auf die präzise Ausformulierung eines Mobilitätskonzeptes gelegt. Elektroladestationen in den Tiefgaragen der Wohnkomplexe und ein einheitlicher Abrechnungsservice über Chargecloud erleichtern den Umstieg vom Verbrenner auf das Elektroauto.
Eine neue Bahnlinie verknüpft das Gebiet unmittelbar mit dessen Umgebung. Ein hochwertiges Radwegenetz und zusätzliche Stellplätze etablieren das Fahrrad als Fortbewegungsmittel im Alltag der künftigen Nutzer. Geplant ist es, Mobility-Hubs als Anker der Verkehrsabläufe im Lindgens-Areal zu platzieren. Dort ermöglicht die enge Kooperation mit Car-Sharing-Anbietern und Kölner Verkehrsbetrieben Car- und Bike-Sharing-Angebote und einen fließenden Übergang von einem Verkehrsmittel zum nächsten.