On-Demand-Verkehr der Bergisch Smart Mobility
Wer in Wuppertal „Hol mich app“ sagt, steigt seit Herbst letzten Jahres in eines der sechs elektrisch angetriebenen London-Taxis der WSW mobil GmbH ein, die im On-Demand-Verkehr unterwegs sind. Sechs Fahrzeuge vom Hersteller Lev TX, die Platz für bis zu sechs Fahrgäste bieten, sind dafür in ausgewählten Wuppertaler Quartieren unterwegs. Die "WSW Cabs" bedienen Uellendahl-Katernberg, Elberfeld und Elberfeld West. In dem knapp 50 Quadratkilometer großen Gebiet leben über 132.000 Menschen.
In diesem Testgebiet können die WSW Cabs 4000 feste Punkte anfahren, an denen die Fahrgäste ein- und aussteigen. Anders als beim Taxi werden die Kundinnen und Kunden nicht direkt vor der Tür aufgenommen oder abgesetzt, sondern an der nächstgelegenen Haltestelle, die sich mit einer hohen Stationsdichte in unmittelbarer Nähe befindet.
Der On-Demand-Verkehr soll als Ergänzung zum ÖPNV fungieren. „On-Demand kann eine Lösung für Quartiere sein, die bisher durch Busse nur unzureichend angebunden werden können", sagte WSW-Chef Markus Hilkenbach zur Einführung des Angebots. Auch andere Verkehrsbetriebe beschäftigen sich mit einem ÖPNV-Angebot „auf Zuruf“. So gibt es in Berlin das Modell „Berlkönig“ der Berliner Verkehrs-Gesellschaft BVG.
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Mobilität per App
Das vollständig digitale Angebot läuft über die „Hol mich! App“, die die Nutzerinnen und Nutzer auf ihr Smartphone laden. Über die App ist zu sehen, wo die WSW-Cabs gerade unterwegs sind. Bei Anmeldung eines Fahrtwunsches erhält der oder die Nutzerin eine Info über die Ankunftszeit des Fahrzeugs. Im Hintergrund berechnet ein Algorithmus je nach Fahrgastaufkommen, gewünschten Zielen und verfügbaren Fahrzeugen die günstigste Route mit den entsprechenden Haltepunkten.
Ebenfalls über die App läuft auch die Abrechnung des Fahrpreises. Bezahlt werden kann mittels Paypal oder Kreditkarte. Günstiger wird es für den zweiten und dritten Mitfahrer, der gleichzeitig für die Fahrt angemeldet wird. Als Corona-Schutzmaßnahme muss in den Fahrzeugen vorerst jeder zweite Platz frei bleiben, sodass maximal drei Fahrgäste gleichzeitig befördert werden können. Die Betriebszeiten der hellblauen WSW-Cabs sind montags bis donnerstags von 6 bis 22 Uhr, freitags und samstags von 6 bis 3 Uhr und sonntags von 8 bis 22 Uhr. Durch das breite Zeitfenster wollen die Projektpartner detaillierte Zahlen zum Nutzerverhalten bekommen.
Prof. Dr. Andreas Pinkwart
Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen
Ein Pilotprojekt mit Perspektive
Die Fahrzeuge sind dank ihres kleinen Wendekreises besonders flexibel im Straßenverkehr einsetzbar und erreichen Haltepunkte, die von Bussen nicht bedient werden können. Mit den WSW-Cabs und der „Hol mich! App“ beteiligen sich die WSW am Forschungsprojekt "Bergisch Smart Mobility" der drei Städte Wuppertal, Solingen und Remscheid, der Bergischen Universität Wuppertal, der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft und der Firma Aptiv Services.
Das Projekt ist bis Ende 2021 befristet. Auf Grundlage der in Wuppertal gesammelten Erfahrungen jedoch wollen die Projektpartner digitale Mobilitätslösungen entwickeln, die auf andere Kommunen übertragbar sind.
Die Software der „Hol mich! App“ wurde von ViaVan entwickelt. Das Unternehmen übernimmt auch den Betrieb der Flotte. ViaVan ist Europas führender Anbieter für On-Demand-ÖPNV-Lösungen und betreibt bereits ähnliche Systeme in Kooperation mit den Verkehrsbetrieben in Berlin, Bielefeld oder Mainz. Auch die Taxi-Zentrale Wuppertal begleitet das Projekt mit. Im Rahmen des Forschungsprojektes wollen alle Akteure zusammen im ständigen Austausch eine Perspektive für den Fahrbetrieb eines On-Demand-Verkehrs in Wuppertal entwickeln.
Bergisch Smart Mobility
Das Projekt „ Bergisch.Smart.Mobility : Künstliche Intelligenz als Enabler der Mobilität von Morgen“ realisiert im Rahmen der Digitalen Modellregion Bergisches Städtedreieck ein Reallabor zu KI-basierter Mobilität. Die darin erprobten Anwendungen sollen als zukunftsfähige Modell-Lösungen auf andere Kommunen übertragen werden können. Der On-Demand-Verkehr der WSW gehört hier zum Teilprojekt "Smart Vehicle Architecture & On Demand Service".
Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart gab 2019 den Startschuss zu „Bergisch.Smart.Mobility: Künstliche Intelligenz als Enabler der Mobilität von Morgen“ neben dem „Kompetenzzentrum Autonomes Fahren“ als eines von zwei Projekten im Zeichen der Mobilität der Zukunft.
Mit den Kompetenzen und Kooperationen der wissenschaftlichen Institutionen und Automotive-Unternehmen im Bergischen Städtedreieck treiben die beiden Projekte die Entwicklung und Anwendung von autonomem Fahren voran – mit einer Unterstützung in Höhe von 15 Millionen Euro durch das Land. Damit soll im Rahmen des Programms „Digitale Modellregion NRW“ ein wesentlicher Baustein für die Transformation der Automobil- und Mobilitätswirtschaft Nordrhein-Westfalens geschaffen werden.
„Autonomes Fahren wird nicht vieles verändern, sondern alles“, sagte der Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Andreas Pinkwart, zum Start des Projektes und freute sich über die Initiative aus dem Städtedreieck. „Die Bergische Region ist ein starker Standort für die Automotive-Branche, für Künstliche Intelligenz und 5G. Es gibt hier viele starke Unternehmen und großes Gründerpotenzial“, betonte er.