RWTH-Lehrstuhl veröffentlicht Emissionszielrechner für Nutzfahrzeugsektor
Im deutschen Straßenverkehr verursachen Nutzfahrzeuge im Verhältnis zu allen Fahrzeugen im deutschen Straßenverkehr überdurchschnittlich viele CO2-Emissionen. Dennoch liegt der Fokus der aktuellen politischen Debatte hauptsächlich auf Pkw und weniger auf dem Güterverkehr, so der Lehrstuhl PEM in einer Pressemitteilung. Die Forschenden haben das neue Online-Tool dazu entwickelt, CO2-Emissionen und Investitionskosten für verschiedene Fahrzeugflotten und Infrastrukturen berechnen zu können. Dadurch lässt sich bestimmen, wie hoch der Anteil alternativ an angetriebenen Nutzfahrzeugen verschiedener Gewichtsklassen sein muss, um in Abhängigkeit von der Art der Energieversorgung die Klimaziele noch zu erreichen oder sogar zu übertreffen. Zur Auswahl stehen batterieelektrische Fahrzeuge, Oberleitungs- und Brennstoffzellen-Lkw sowie Verbrenner-Lkw, die mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden. Das Modell entstand im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Elektro-Lkw-Forschungsprojekts „LiVe“ und wurde im November 2023 veröffentlicht.
„Mit den aktuellen Entwicklungen im Nutzverkehr und den Marktankündigungen der Hersteller sind die Emissionsziele für das Jahr 2030 nicht zu erreichen“, warnt Professor Achim Kampker, Leiter des PEM-Lehrstuhls. Aufgrund höherer Produktanforderungen, längerer Entwicklungszyklen und geringerem öffentlichen Interesse würden erste elektrische Modelle gerade erst vorgestellt oder getestet. „Hinzu kommt, dass es für diese Fahrzeugklasse keine Patentlösung geben wird, da die jeweiligen Anforderungen zu unterschiedlich sind und sich in Teilen sogar widersprechen“, erklärt Kampker. Darauf hatten die RWTH-Forschenden bereits Anfang 2023 in ihrem Whitepaper „Strategien zur Erreichung der Emissionsziele im Nutzfahrzeugsektor“ hingewiesen.
Kim Kohlmeyer von der NGO Transport&Environment (T&E) betonte in einem Meinungsbeitrag, dass das deutsche Förderprogramm für Klimaschonende Nutzfahrzeuge und Infrastruktur (KsNI) in eine richtige Richtung gehe, es jedoch mehr und einfacher bewilligte Mittel benötige. „Als Umweltverband zählt T&E oft nicht zu den Ersten, die nach umfassenden Förderprogrammen für die Industrie rufen. Doch Transformation gelingt nicht halbherzig und als ehemalige Unternehmerin weiß ich: mit Schrödingers Katze lässt sich nicht planen. Unsicherheit bremst aus und führt dazu, dass Investitionen aufgeschoben oder gestrichen werden“, schrieb sie im November 2023. Auch Kristina Haverkamp, Geschäftsführerin der Deutschen Energie-Agentur, betonte die Notwendigkeit klarer Förderzusagen.
Autor
Jan Klein