Status quo und Potenzial von Mobilitätsdatenräumen
Die Erschließung des Potenzials von Mobilitätsdaten ist eine wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung innovativer Mobilitätslösungen für den grünen und digitalen Wandel. Die gemeinsame Nutzung von Mobilitätsdaten kann zahlreiche Vorteile für die Gesellschaft und die Wirtschaft mit sich bringen, z. B. durch die Schaffung neuer Geschäftsmöglichkeiten, wie z. B. intelligente Parkanwendungen, oder durch die Erleichterung einer umweltfreundlicheren multimodalen Mobilität oder einer besseren Überwachung und Planung durch die Städte. Der Austausch von Daten kann auch die Mobilität sicherer machen, indem beispielsweise Sensordaten von Autos genutzt werden, um andere Fahrzeuge vor Gefahren zu warnen.
Neben der Gewährleistung, dass die Bürgerinnen und Bürger ihre Ziele sicher und effizient erreichen, hat sich in den letzten Jahren eine neue Herausforderung für Mobilitätsexperten ergeben: die Koexistenz neuer Verkehrsmittel wie Carsharing, Privatfahrzeuge und Mikromobilitätsoptionen. Die Bewältigung dieser - und künftiger - Herausforderungen erfordert die Fähigkeit, die riesigen Datenmengen aus den verschiedenen Quellen des Verkehrssystems (z. B. vernetzte Fahrzeuge, GPS-Daten, Luftqualitätssensoren, soziale Medien usw.) zu verarbeiten und in nützliche Informationen umzuwandeln.
Die digitale Transformation hängt von der Verfügbarkeit, dem Zugang und dem Austausch von Daten ab, die häufig durch unklare rechtliche Bedingungen, inkompatible Instrumente und Systeme, fehlende Verpflichtungen zur Datenerfassung und -weitergabe und das Fehlen eines EU-Marktes für Daten behindert werden. Datenräume bringen die Verwaltung und die Infrastruktur zusammen, um die Zusammenführung und den Austausch von Daten auf kontrollierte und sichere Weise zu erleichtern.
Der Europäische Mobilitätsdatenraum (European Mobility Data Space, EMDS) wird daher ein zentrales Ergebnis der Datenstrategie und der Strategie für nachhaltige und intelligente Mobilität sein. Nach Angaben der EU wird die grenzüberschreitende Nutzung von Mobilitätsdaten den EU-Mitgliedstaaten bis 2028 ein zusätzliches BIP in Höhe von 270 Milliarden Euro bescheren.
Durch Verkehrsvermeidungsnavigation in Echtzeit können bis zu 730 Millionen Arbeitsstunden eingespart werden, was Arbeitskosten in Höhe von 20 Milliarden Euro entspricht. Es ist von entscheidender Bedeutung, die bestehende Segmentierung und die Hindernisse zu beseitigen, die einer umfassenden Datennutzung im Wege stehen. Wir müssen den Datenzugang, die Zusammenführung und die gemeinsame Nutzung von Daten erleichtern, indem wir ein kollaboratives Ökosystem aus Unternehmen, Organisationen, Nutzern und Institutionen zusammenbringen, die Daten austauschen, monetarisieren oder nutzen wollen, um einen innovativen Mobilitätsmarkt zu entwickeln. In der heutigen globalen Wirtschaft ist die Schaffung einer harmonisierten Datenrauminfrastruktur, die mit den europäischen Werten und den Erwartungen der Bürger übereinstimmt, von größter Bedeutung, um ein Umfeld des Vertrauens und der fruchtbaren Zusammenarbeit zu schaffen.
Das paneuropäische Konsortium PrepDSpace4Mobility mit 17 Partnern, darunter EIT Urban Mobility, hat mehr als 400 Mobilitätsdatenräume in ganz Europa identifiziert. Die Analyse dieser Datenökosysteme und ihrer Merkmale wird dazu beitragen, Erkenntnisse zu gewinnen, die dem Konsortium helfen werden, gemeinsame Bausteine für ein künftiges EMDS vorzuschlagen.
Auf der polisMOBILITY-Konferenz 2023 veranstaltete das EIT Urbane Mobilität eine anregende Podiumsdiskussion über die Zukunft von Mobilitätsdatenräumen und digitaler Souveränität. Bei dieser Veranstaltung wurde auch unsere Expertengruppe ins Leben gerufen, die mit den Akteuren des EIT-Ökosystems "Urbane Mobilität" zusammenarbeiten wird, um gemeinsame Maßnahmen zu diesem Thema zu entwickeln. Durch die Förderung des Austauschs von Erfahrungen und Projektideen wollen wir vielversprechende Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen dem Privatsektor, Forschungsinstituten, EU-Institutionen und vor allem den Städten erkunden.
Die Initiative Mobilitätsdatenraum in Deutschland hat maßgeblich dazu beigetragen, die weit verbreiteten Bedenken hinsichtlich der Datennutzung und -weitergabe in Europa zu zerstreuen. Deshalb haben wir beschlossen, diese Phase unserer Arbeit in Deutschland zu beginnen. In künftigen Phasen werden wir das deutsche Datenökosystem genau unter die Lupe nehmen, um es als Blaupause zu nutzen und Erfahrungen und bewährte Verfahren für ganz Europa weiterzugeben.
Zuverlässige und interoperable urbane Mobilitätsdaten können - und sollten - die öffentliche Verwaltung in einer Stadt unterstützen, indem sie die Entscheidungsträger informieren, Maßnahmen bewerten und Investitionen dort unterstützen, wo sie am dringendsten benötigt werden. Die Städte spielen bei unseren Bemühungen eine zentrale Rolle, und ihre aktive Beteiligung ist unerlässlich. Wir wollen Vertreter der Städte einbeziehen, ihre Teilnahme begrüßen und ihre Visionen für die Zukunft der Datenräume verstehen.
Wir sind der Meinung, dass eine fehlende Einbeziehung der Städte in den Entscheidungsprozess die Einführung wirksamer Strukturen für Datenräume behindern wird. Schließlich stehen die Städte im Mittelpunkt unserer Aktivitäten und sind das Testfeld für innovative Lösungen. Wir sind der festen Überzeugung, dass die nächsten Schritte zur Erschließung des Potenzials von Mobilitätsdatenräumen darin bestehen, die spezifischen Bedürfnisse der verschiedenen Interessengruppen zu berücksichtigen, anstatt einen universellen Ansatz zu verfolgen, der für alle passt, um die Akzeptanz zu fördern, und eine vertrauenswürdige Umgebung zu schaffen, die auf klaren Protokollen zwischen allen Interessengruppen der Wertschöpfungsketten der städtischen Mobilität basiert.
Judith O'Meara
© EIT Urban Mobility
ist Direktorin des Innovation Hub Central des EIT Urban Mobility. EIT Urban Mobility ist eine Initiative des Europäischen Instituts für Innovation und Technologie, einer Einrichtung der EU.
Autorin
Judith O‘Meara