Köln: 11.–12.06.2025 #polismobility

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Visionen für ökologische Kiezblocks in Berlin

Verkehrswende gemeinsam leben

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Der Verein Changing Cities hat große Pläne für die Bundeshauptstadt. Mit #KIEZBLOCKS hat er eine Initiative ins Leben gerufen, die sich für Verkehrsberuhigungen einsetzt. Durch zivilgesellschaftliches Engagement und politischen Willen soll langfristig eine revolutionäre Stadtplanung institutionalisiert werden, die die Bedürfnisse des Menschen wieder in den Vordergrund stellt.

Mehr Informationen zum Thema? Hier findet sich unser Interview mit dem Architekten der KIEZBLOCKS

Rendering of a Bergmannstrasse without cars, but with a cycle path, pedestrian path, green spaces and water. Children playing, cyclists and pedestrians

© Po-Chun Hsieh

Zwei neue Kiezblocks pro Bezirk pro Jahr, zwei kommunale Mitarbeiter:innen pro Bezirk, die Erstellung eines Leitfadens zur Errichtung verkehrsberuhigter Bereiche sowie die Anerkennung des Konzepts als Zielbild für nachhaltige Stadtentwicklung: Die Forderungen der Initiative #KIEZBLOCKS, prominent auf der Webseite platziert, lassen keine Fragen zu ihrer Haltung offen. Der Name gibt bereits einen Hinweis darauf, dass sich die Vision an der Idee der Superblocks orientiert, die seit vielen Jahren die politische Landschaft der katalanischen Hauptstadt Barcelona auf Trab hält. Stark vereinfacht handelt es sich dabei um ein Konzept der Verkehrsberuhigung in urbanen Räumen; die Nachbarschaft – der Kiez – soll seinen Bewohner:innen zurückgegeben werden, indem Durchfahrten gesperrt, Straßen zurückgebaut, Grünräume angelegt und Aufenthaltsmöglichkeiten geschaffen werden.

Wie das aussehen kann, illustriert das Cover dieser Ausgabe. Die Visualisierung eines Zukunftsszenarios der Berliner Bergmannstraße des Architekten Po-Chun Hsieh zeigt einen entspannten Radverkehr, flanierende Fußgänger:innen, spielende Kinder, belebte Außengastronomie, gesunde Vegetation – und kein einziges Auto. Was mit Blick auf die derzeitige Gestalt deutscher Großstädte anmutet wie ein Phantasma, ist von der Realität gar nicht so weit entfernt: Bereits im Jahr 2015 lief die erste Phase der Bürger:innenbeteiligung zum Pilotprojekt “Begegnungszone Bergmannstraße” an, vier Jahre später wurden die in der Zwischenzeit gesammelten Erkenntnisse im Rahmen eines Reallabors für einen Tag praktisch umgesetzt. Ende 2019 dann der Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg: Im Bergmannkiez soll ein Modellprojekt für eine Verkehrsberuhigung entwickelt werden. Darüber wird uns Herr Hsieh im nächsten Abschnitt noch einiges erzählen.

Die Idee zieht weite Kreise in der Hauptstadt

Tatsächlich ist die Bergmannstraße kein Einzelfall in Berlin: Zurzeit sind laut Webseite der Initiative siebzig Kiezblocks entweder bereits teilweise umgesetzt, politisch beschlossen oder zumindest explizit von Aktivist:innen gefordert. Diese konzentrieren sich mit Kreuzberg, Neukölln, Friedrichshain und Prenzlauer Berg vor allem auf die beliebten Wohnlagen. Im Neuköllner Schillerkiez beispielsweise konnte die durch #KIEZBLOCKS geplante Verkehrsberuhigung die Mühlen von Politik und Verwaltung durchlaufen und steht unmittelbar vor der Realisierung. Auch hier führte die Kooperation zwischen Planungsbüros, Zivilgesellschaft, Bezirksamt und Lokalpolitik zum Erfolg: Gemeinsam wurde ein Maßnahmenkatalog erarbeitet, der die Ergebnisse umfassender Beteiligungsverfahren in konkrete Lösungen übersetzt.

Generell ist die Beteiligung der Kiez-Bewohner:innen über den gesamten Prozess hinweg von enormer Bedeutung, gerade in Anbetracht der lauten Gegenstimmen, die Verkehrsvorhaben seit jeher erzeugen. Auf der Webseite der Initiative #KIEZBLOCKS ist aus diesem Grund ein Faktencheck zu finden, der häufige Gegenargumente sammelt, ernst nimmt, diskutiert – und letztlich entkräftet. Denn so berechtigt die Ängste der Bevölkerung vor dem Wegfall von Parkmöglichkeiten und einer Erhöhung des Verkehrsaufkommens auf den umliegenden Hauptstraßen sind, so wenig haltbar sind sie bei ganzheitlicher Betrachtung.

Die Fehler des Vorbilds vermeiden

Barcelona zeigt schon seit Jahren, dass Kiez- respektive Superblocks funktionieren können. Die katalanische Metropole steht allerdings auch exemplarisch für eine teilweise mangelhafte Art der Vermittlung, sodass die (vor allem politischen) Widerstände selbst dann noch nicht verstummten, als die positiven Effekte der Verkehrsberuhigung schon längst bewiesen waren. Mittlerweile ist die Zukunft der Superblocks ungewiss, auch aufgrund einer Klage aus dem konservativen Lager. Der Vorwurf: Das Rathaus habe seine Pläne nicht angemessen kommuniziert.

Werden Kapitalfehler wie diese vermieden, kann die Hauptstadt ihr Vorbild überholen. Das formulierte Ziel ist jedenfalls ambitioniert: 180 Kiezblocks sollen in den kommenden Jahren eingerichtet werden. Bleibt Berlin bis dahin auf Kurs, kann das durchaus gelingen.

Autor

David O’Neill