VOM STILLGELEGTEN BAHNGELÄNDE ZUM MIXED-USE-VIERTEL MIT GROSSEM STADTPARK
Entwurf soll Verbindungen und öffentliche Räume schaffen
Die neue Entwicklung soll einen einladenden öffentlichen Raum erschaffen, der sich nicht nur durch seine große Artenvielfalt auszeichnet. Besonders an dem Entwurf ist auch, dass er mit dem Bestand vor Ort arbeitet, statt ihn abzureißen. In Würdigung des industriellen Erbes des Geländes werden stillgelegte Infrastrukturen durch eine zeitgemäße, ökologisch ausgerichtete Planung wiederbelebt.
Bislang trennt eine heute ungenutzte Eisenbahnstrecke Teile des Gebiets voneinander. Die neuen Pläne sehen vor, dass diese fragmentierten Abschnitte zu einem gemeinsamen urbanen Raum zusammengeschlossen werden. Darüber hinaus ist es das Ziel, die umliegenden Viertel mit dem bald lebendigen und gemischt genutzten Viertel zu verbinden, das den Prinzipien von Inklusion, Resilienz, Wohlbefinden, Konnektivität und Biodiversität folgen soll.
Großer Wert ist in den Plänen auch darauf gelegt worden, gemeinsame Lebens- und Arbeitsumgebungen für eine Reihe unterschiedlicher Nutzungsgruppen zu erschaffen. Ob Studierende, Bewohner:innen, Berufstätige, Sportbegeisterte und auch Besucher:innen – im Parco Romana sollen alle auf ihre Kosten kommen.
Der Entwurf des Architektenteams zeigt die grüne Transformation des brachliegenden Gebiets, eingebunden in den umliegenden städtischen Kontext. | © OUTCOMIST, Diller Scofidio + Renfro, PLP Architecture, Arup und Carlo Ratti Associati
Erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft, Artenvielfalt
Insgesamt geben insbesondere Nachhaltigkeitsmaßnahmen der gesamten Entwicklung einen Rahmen. Die Pläne stehen im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens, des European Green Deal sowie des National Recovery & Resilience Plan der UN. Im Fokus sind insbesondere die Klimaanpassung sowie die Schaffung widerstandsfähiger Gemeinschaften, das Ankurbeln von Kreislaufwirtschaft und die Erhöhung der Artenvielfalt. Dafür sorgen unter anderem eine kohlenstoffarme Bauweise und grüne Technologien. Diese liefern erneuerbare Energie, sauberes Trinkwasser sowie frische Lebensmittel.
Bei der Erreichung dieser Ziele spielt auch das biodiverse Herz des Areals eine bedeutsame Rolle: der große Stadtpark, um den herum die weiteren Elemente der Entwicklung entstehen. Der Park bietet zudem eine topografische Besonderheit: Als erhöhter Grünzug nutzt er die stillgelegte Bahnstrecke optimal, um dem Viertel und der gesamten Stadt eine neue grüne Lunge sowie einen einzigartigen Aufenthaltsort im Freien zu schenken. Hunderte von Bäumen werden künftig die alte Bahnstrecke säumen, zwischen denen sich neue Wanderwege in sattem Grün hindurchschlängeln.
Die erhöhte Lage erlaubt dabei einzigartige Ausblicke auf den städtischen Raum Mailands. Entlang der Gleise befindet sich zudem eine artenreiche Wald- und Feuchtgebietszone, ergänzt durch lebendige Gemeinschaftsgärten.
Hier können sich die Bewohner:innen über eine Reihe von Aktivitäten in Kooperation mit dem Mailänder Umweltnetzwerk Rotaie Verdi freuen, die die Gesundheit und das Wohlbefinden steigern können. Diese Freiräume befinden sich darüber hinaus in Einklang mit dem urbanen Raum von Mailand – sie werden von Stadtblöcken mit begrünten Innenhöfen eingerahmt, inspiriert von der historischen Stadtplanung Mailands. Neben dieser grünen Entwicklung entsteht zudem ein neuer Geschäftskern für die Stadt. Die Gebäudeensembles sind dabei auf den Grünzug und den hängenden Wald ausgerichtet. Nachhaltigkeit spielt auch in einem anderen Kontext der Planungen eine große Rolle: Das Athletendorf der 2026 in Mailand stattfindenden Olympischen Winterspiele soll über seine Verwendung bei den Wettkämpfen hinaus angepasst werden. Das gemischt genutzte Wohnviertel beherbergt zunächst die Athlet:innen der sportlichen Wettkämpfe und wird im Anschluss in eine dauerhaft bestehende Mehrgenerationen-Wohngemeinschaft verwandelt.
Daran angebunden ist auch eine große öffentliche Piazza, auf der eine Vielzahl an kulinarischen, kulturellen und sportlichen Angeboten zu finden sein wird. Die Piazza integriert historische Eisenbahnreparaturschuppen, die für die neue Entwicklung aufwendig saniert werden.
Grüne Aktivmobilität im Fokus
Für eine optimale Anbindung sorgt die Erweiterung der lokalen Infrastruktur um umfangreiche neue Mobilitätslösungen. Im Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen legen die Architekt:innen Wert darauf, vor allem die grüne Mobilität im Viertel zu fördern.
Dabei wird der Weg für Fußgänger:innen und Radfahrende frei gemacht und damit die Abhängigkeit vom Autoverkehr im Viertel verringert. Die neuen Korridore durch das Viertel sind mit öffentlichen Plätzen verbunden. Diese dienen als natürliche Treffpunkte an der Kreuzung wichtiger Fußgängerrouten. Der Parco Romana verfolgt damit auch die neuesten Überlegungen zur 15-Minuten-Stadt in Mailand. Dieses Prinzip zielt darauf ab, dass alle für den Alltag relevanten Orte wie Geschäfte, Arztpraxen, Dienstleistungen, Kindergärten, Schulen, Freizeit- und Kulturangebote und Ähnliches innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sind.
Autorin
Melanie Chahrour