Köln: 11.–12.06.2025 #polismobility

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Wer will, findet Wege

Von der ewigen Blaupause zur gemeinsamen Haltung

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Der Verkehrssektor verfehlt aktuell drastisch seine Klimaziele, während andere Sektoren Fortschritte machen. In diesem Artikel beleuchtet Lana Horsthemke, warum es dringend sektorenübergreifende Lösungen und mutige Partnerschaften braucht, um die Verkehrswende voranzutreiben. Sie zeigt auf, welche Rolle Dialogplattformen wie die polisMOBILITY dabei spielen, Innovationen zu fördern und den Wandel gemeinsam zu gestalten.

Portrait einer weiblich gelesenen, lächelnden Person mit blonden Haaren, schwarzer Kleidung und verschränkten Armen.

© Anna Schwartz

Es war eine schöne Nachricht vom Umweltbundesamt, dass Deutschland in der Lage wäre, die Klimaziele für 2030 zu erreichen. Tatsächlich zeichnet sich ein Rückgang von knapp 64 Prozent der Emissionen im Vergleich zu 1990 ab. Das macht Mut – erschreckend deutlich wird jedoch, dass der Verkehrssektor seine Ziele aktuell drastisch verfehlt, während andere Sektoren nah an ihrer Zielerreichung sind.

Nun ist die Gemengelage keine einfache. Neben externen Krisen haben sich politische Rückschläge, zum Beispiel mit dem Urteil zum Klimatransformationsfonds und der gekippten StvO-Novelle, summiert. Beim ÖPNV geht es aktuell nicht mehr um einen Ausbau von Angeboten, sondern vielmehr darum, den Abbau von Bestehendem zu verhindern. Und die breite öffentliche Debatte verweilt währenddessen meist in Grabenkämpfen über Freiheitsverluste, die eine Veränderung des Modal Split zugunsten des Umweltverbundes angeblich bedeuten würde. Es sticht ins Auge, dass es bisher nicht gelungen ist, sich über die politischen Ebenen hinweg auf eine gemeinsame Richtung zu verständigen.

Was kann nun eine polisMOBILITY Konferenz dazu beitragen, weiter auf einen gemeinwohldienlichen Verkehrssektor hinzuarbeiten? Ich glaube, dass mutige, sektorenübergreifende Public Private Partnerships und eine bestärkende Kommunikation zwei wichtige Stellschrauben der Verkehrswende sind, denen wir mit der Konferenz den Rücken stärken können.

Denn innerhalb dieser gar nicht trivialen Herausforderungen passieren wahnsinnig spannende Dinge und es lohnt sich, in die Details zu schauen. Die Krisen unserer Zeit stellen quer durch die mit dem Verkehrssektor assoziierten Branchen etablierte Rollen und Geschäftspraktiken in Frage und eröffnen dabei gleichzeitig Räume für Wachstum. Insbesondere an der Schnittstelle zwischen Public und Private kann man jetzt Großes bewegen, ohne dass das mit einem Schrumpfen der Wirtschaft verbunden sein muss. Vielleicht müsste man sogar sagen: Um selbiges zu verhindern und nicht infrastrukturell abgehängt zu werden.

Nun ist es bei weitem nicht neu, dass davon gesprochen wird, Silos zu verlassen und branchenübergreifende, ganzheitliche Lösungen zu entwickeln. Vergleichsweise neu ist aber die damit verbundene Dringlichkeit. „Raus aus den Silos” ist nicht länger ein wünschenswerter Anspruch, dem wir an den Schnittstellen von Energie, Verkehr und Stadtentwicklung nach Belieben gerecht werden. Es ist eine Notwendigkeit geworden, welche die Branchen zur Transformation zwingt, weil sich viele Herausforderungen nur mittels neuer Wege und Rollen lösen lassen – und gelöst werden müssen, wenn wir uns mit einem „weiter so” nicht die eigene Lebensgrundlage entziehen wollen.

Inspirierend ist, dass es schon viele Beispiele gibt, die hier Spielräume nutzen und erweitern. Pilotprojekte verdeutlichen das Potenzial von Public Private Partnerships, egal ob es um die Machbarkeit der klimaneutralen Energieversorgung von Quartieren, um nachhaltige Logistik auf der letzten Meile oder multi- und intermodale Mobilität geht. Man stelle sich vor, was möglich wäre, wenn ein flächendeckender Rollout bestehender Leuchttürme gelänge! Doch genau dieser Transfer in die Breite ist ein oft mühsamer Schritt. Selbst da, wo wir wissen, wie es gehen könnte – und da, wo wir könnten, weil die Rahmenbedingungen, notwendigen Förderinstrumente und politisches Agenda Setting bereits ihren Teil beitragen.

Es braucht viel Mut, große Schritte zu gehen in Zeiten, in denen Unsicherheit ein bleibender Gast zu sein scheint. Pionierarbeit in neuen Geschäftsfeldern, welche – wenn konsequent verfolgt – jahrzehntelang zentrale Geschäftsbereiche in Frage stellt, ist schon in friedlichen Zeiten keine leichte Führungsaufgabe. Und sie wird nicht leichter dadurch, dass teilweise gar Unternehmenskulturen hinterfragt werden müssen, wenn wir uns die Frage nach der Gemeinwohldienlichkeit der Wirtschaft ernsthaft stellen. Aber sie scheint mir alternativlos – und in ihr liegen Möglichkeiten, für die es sich lohnt, die Wachstumsschmerzen auszuhalten. Auch wenn sich in jedem Fall genug gute Gründe finden lassen, sich nach Pilotprojekten wieder auf sicheres Terrain zurückzuziehen.

Um die vorhandenen Handlungsspielräume zu nutzen, sollten wir unser Stimmungsbild in puncto Verkehrswende im Auge behalten. In den letzten zwei Jahren hat sich hier etwas verändert: War 2022 noch ein Gefühl des Aufbruchs in den Branchen das dominant wahrnehmbare Framing, so nehmen inzwischen Appelle der Dringlichkeit mehr Raum ein, denen immer häufiger Frustration mitschwingt. Das gilt es ernst zu nehmen und gleichzeitig untereinander sicherzustellen, dass dabei der Glaube an die Machbarkeit des Wandels nicht verloren geht. Denn was uns keinesfalls passieren darf ist, dass denjenigen, die seit Jahren engagiert dicke Bretter bohren, die Puste ausgeht. Die kommenden Jahrzehnte werden uns als Gesellschaft deutlich mehr Eigenverantwortung abringen und wir sind dabei auf ein gemeinsames Gefühl des Gelingens angewiesen.

Deswegen ist es wichtiger denn je, dass die Willigen sich gegenseitig Mut machen und Allianzen schmieden. Natürlich ist die polisMOBILITY nur eine Veranstaltung. Sie kann die bestehenden Herausforderungen operativ nicht lösen. Aber sie kann denjenigen einen guten Rahmen für sektorübergreifenden Austausch, Rückenwind und Inspiration geben, die sich tagtäglich um die Verkehrswende bemühen.

Ihnen allen, die Sie mit technologischer Innovation, Public Private Partnerships, kommunalen Verkehrswendeprojekten und zivilgesellschaftlichem Engagement mit einem klaren Zielbild mutig nach vorne gehen, wünschen wir deswegen einen produktiven und bestärkenden Austausch. Wer will, findet Wege – inspirieren wir einander dazu, die nächsten Schritte zu gehen!

Kurzvita


Lana Horsthemke war Projektleiterin der polisMOBILITY Konferenz 2024 beim Verlag Müller + Busmann. Nach ihrem Sozialwissenschaftsstudium war sie für verschiedene Projekte rund um die lebenswerte Stadt von morgen für Arbeitgeber:innen aus Zivilgesellschaft, Politik, Wissenschaft und Privatwirtschaft tätig. Neben ihrer Haupttätigkeit für die polisMOBILITY begleitet sie für die Wirtschaftsförderung Wuppertal ehrenamtlich gemeinwohlorientierte Initiativen bei ihrer Entwicklung.